Gendern - gut gemeint, schlecht gemacht
Als Mensch, der die Sprache liebt, bereitet mir der Vorgang des „Genderns“ ebenso viele Bauchschmerzen wie das Wort selbst. Das mag reaktionär erscheinen, aber ich würde mich selbst gar nicht mal für so besonders borniert oder rückständig halten.
Irgendetwas liegt hier anscheinend quer, und deshalb mache ich mir darüber wirklich Gedanken.
Ein wesentlicher Grundgedanke beim „Gendern“ betrifft, wenn ich es richtig verstehe, die Erkenntnis, dass sich soziale Machtstrukturen in der Sprache widerspiegeln. Sprachgebrauch und Ideologie sind eng verzahnt. Das lässt sich gewiss mit vielen schönen (oder auch nicht so schönen) Beispielen belegen. Die Prämisse bei der Verwendung des sogenannten Gendersternchens, also bei der Vermengung von weiblicher und männlicher Form in einem Wort, ist die Überlegung, dass die Verwendung der männlichen Form zur Bezeichnung beider Geschlechter, also des generischen Maskulinums, eine patriarchale, Frauen und Diverse benachteiligende und somit zu überwindende grammatische Struktur darstellt. Dass Frauen in der männlichen Verwendung etwa einer Berufsbezeichnung "mitgemeint" sein könnten, wird in Abrede gestellt oder gar als diffamierend betrachtet. Durch das „Gendern“ soll eine „geschlechtergerechte Sprache“ (Zitat: www.genderdings.de) etabliert werden.
So hehr das Ziel auch sein mag, so verzwirbelt und schräg erscheint mir doch diese Sichtweise. Vielleicht wäre es mit ausreichend deutscher Gründlichkeit und Sturheit ja wirklich möglich, das generische Maskulinum auszurotten (Entschuldigung, ist mir nur so rausgerutscht), aber für Gleichberechtigung und Toleranz wäre damit in der Realität gar nichts gewonnen. Müssten sonst nicht die Gesellschaften, in denen Sprachen ohne Genus-System verwendet werden, viel gerechter sein als unsere? Also zum Beispiel die türkische Gesellschaft...
